Elektronischer Datenaustausch
Was ist das, was bedeutet ETL, BMEcat, ETIM etc.
Elektronischer Datenaustausch Teil 6 - Datenpools
Datenpools gibt es gar viele :-)
Die meisten haben eigene Datenformate, die als Vorgaben dienen, wie diese anzuliefern sind, damit beispielsweise Produktdaten vereinheitlicht aufbereitet und weitergegeben werden können an Empfänger.
Manche lehnen sich an Quaitätsrichtlinien an, so wie z. B. die DQR (Datenqualitätsrichtlinie der Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik). Diese DQR findet sich immer hier: Download Datenqualitätsrichtlinie SHK
Allerdings gibt es hier unterschiedliche Interpretationen. Während ARGE Neue Medien sich an die Richtlinien wie veröffentlich hält, interpretiert Open Data Check die DQR ein wenig anders.
ARGE möchte die Daten als einzelne .csv Dateien haben, welche auf verschiedene Arten miteinander verknüpft sind.
Open Data Check akzeptiert derzeit BMEcat 2005 nach ETIM 5 Definition oder aber auch als spezifische Exceldatei mit meheren Tabellenblättern (was bei ARGE die einzelnen .csv Dateien sind, ist bei Open Datacheck das jeweilige Tabellenblatt, ebenfalls in unterschiedlicher Abhängigkeit zueinander).
Desweiteren gibt es noch das Datenformat von Cordes & Gräfe, auch als GC Gruppe bekannt, welches sich an die DQR bzw. Open Data Check anlehnt, die Heinze Baudatenbank, die wiederum ein eigenes Format haben, aber die Open Datacheck Technologie für die Datenverwaltung nutzt und viele andere.
Gemeinsam haben diese Datenpools, daß sie die Vollständigkeit der Datenlieferung bewerten und Rückmeldung über falsche oder fehlende Daten liefern.
Grundsätzlich lässt sich die Datenlieferung meist in drei Teile zerlegen:
- Kaufmännische Daten und Logistikdaten
- Technische Daten
- Assets
Natürlich kann ich nur kaufmännische Daten und Logistikdaten zusammen mit Assets liefern, als Hersteller, aber dann fehlt die Möglcihekit, auf Datenempfängerseite einen technischen Produktvergleich durchzuführen, was wiederum dazu führt, daß bei einem technischen Vergleich die Produkte nicht gefunden werden.
Nehmen wir an, ich brauche eine Armatur, die bestimmte Eigenschaften hat:
Ausziehbarer Auslauf, maximale Höhe 150mm, Einhebelmischer.
Unsere Armatur kommt ohne Technische Daten mit folgenden Inhalten:
Artikelnummer | Name | Länge mm | Höhe mm | Breite mm | Gewicht g | Preis EUR | Mindestbestellmenge |
A14279365-L | Einhebelarmatur 4477 | 210 | 144 | 40 | 1.200 | 154,33 | 1 |
Wenn ich im Datenpool nun nach Einhebelmischer suche, mit dem Feature Ausziehbarer Auslauf, finde ich das Produkt nicht. Ich finde das Produkt wenn ich nach der Artikelnummer suche (die ich logischerweise kennen muss, oder den Namen des Produkts.
Das ist nicht wirklich vertriebsfördernd.
Deshalb ist unsere Empfehlung, die Stammdatenpflege insbsondere für technische Daten voranzutreiben und diese möglichst granular zu erfassen, damit die unterschiedlichsten Ausgabeformate bedient werden können.
Dabei helfen wir Ihnen gerne, wenn Sie uns denn lassen :-)
Elektronischer Datenaustausch Teil 5 - Klassifikationen
Man hört immer den Begriff Klassifikationen im Kontext Datenaustausch, was bedeutet das eigentlich?
Auch eine gute Frage. In manchen Bereichen werden Klassifikationen benutzt, z. B. bei Produktdaten, um ähnliche Produkte in der gleichen Produktgruppe unterzubringen. Damit wird es dem Datenkonsumenten ermöglicht, die Produkte bei sich korrekt zu importieren.
Beispiel:
Ein Hersteller hat die Produktgruppe Elektrowerkzeuge, und darunter zwei weitere Gruppen, Kabelgebundene Werkzeuge und Akkubetriebene Werkzeuge. Unter beiden Gruppen gibt es jeweils: Schlagbohrmaschinen, Schleifgeräte, Bohrhammer, Stichsäge, Kreissäge.
Der Großhändler hat aber eine andere Einteilung: Produktgruppe Elektrowerkzeuge, darunter Schlagbohrmaschinen, Akku Schlagbohrmaschinen, Schleifgeräte, Akkuschleifgeräte usw.
Da kommen beide nicht ohne manuellen Aufwand zusammen. Entweder der Hersteller stellt sein Sortiment um oder der Großhändler. Oder der Großhändler muss die Produktdaten anpassen, bevor er die weiterverarbeiten kann.
Die Lösung ist eine Standardklassifikation, in der ist z. B. definiert:
Werkzeuge, darunter Handwerkzeuge, Bohrhammer, Bohrhammer kabellos, Kreissäge, Kreissäge kabellos usw.
Bedeutet: Wenn der Hersteller seine Produkte vor dem Export in die Klassen der Klassifikation verteilt, kann der Großhändler die Daten wiederum auslesen und (automatisiert) den Bohrhammer kabellos bei sich in Akku Bohrhammer eintragen.
Nun gibt es jede Menge Hersteller von Elektrowerkzeugen. Wenn sich alle an die gleiche Klassifikation ihrer Daten halten und die Technischen Daten ebenfalls mit der Grundlage der Klassifikation bereitstellen, dann muss ich so eine Zuordnung genau einmal machen, pro Klassifikationsgruppe, und ich kann alle Hersteller damit abbilden, ohne weiteren Aufwand.
Eine Klassifikation stellt also das gleiche Datenverständnis für alle bereit, und jeder kann sich darauf verlassen.
Etwaige eigene Datenmodelle können weiterbestehen, aber nach aussen wird eine Standardklassifikation verwendet, z. B. ETIM, ECLASS, freeclass usw.
Hinweis: In vielen Klassifikationen gibt es die Möglichkeit, die Darstellung der technischen Daten ebenso zu standardisieren, aber das nuten zur Zeit nur ca. 30 % der herstellenden Industrie.
Elektronischer Datenaustausch Teil 4 - Datenpools
Datenpools sammeln alle Produkte, die sich in der entsprechenden Branche von verschiedenen Herstellern stammen, zentral, sorgen dafür, daß diese Daten im gleichen Datenformat bereitstehen und erleichtern damit die (Produkt-)Datenbeschaffung enorm.
Nur gibt es mittlerweile, alleine im Baubereich zig Datenpools, welche bedient werden wollen. Ein paar Beispiele:
- 2ba(Niederlande): Hier konnte lange ein BMEcat nach ETIM v. 5.0 Definition mit einer Standardklassifikation wie z. B. ETIM abgegeben werden, neuerdings ist ihnen das Austauschformat etimXchange lieber
- Open Data Check: Man kann Daten per BMEcat nach ETIM v 5.0 und einer Standardklassifikation abgeben, aber je mehr neue Felder in der zugehörigen Datenqualitätsrichtlinie (DQR) gelistet werden, um so eher wird man statt dem BMEcat deren Excelformat mit mehreren Arbeitsblättern, die alle zueinander im Bezug stehen, verwenden.
- ARGE Neue Medien: Hier bedient man sich auch an der DQR, interpretiert sie aber etwas anders als bei Open Datacheck, und statt einer Exceldatei, die mehrere Arbeitsblätter hat, wird hier bevorzugt, die einzelnen "Arbeitsblätter" als separate .csv Datei durch den Datenlieferanten bereitgestellt zu haben.
- NOOB (Norwegen): Spezifische XLSX Datei mit mehreren Arbeitsblättern, nicht notwendigerweise Deckungsgleich mit allen anderen ähnlichen Formaten, aber auch mit unterschiedlichen Interpretationen bestimmter Merkmale
- VVS (Dänemark): Spezifische XLSX Datei mit mehreren Arbeitsblättern, nicht notwendigerweise Deckungsgleich mit allen anderen ähnlichen Formaten, aber auch mit unterschiedlichen Interpretationen bestimmter Merkmale
- RSF (Schweden): Spezifische XLSX Datei mit mehreren Arbeitsblättern, nicht notwendigerweise Deckungsgleich mit allen anderen ähnlichen Formaten, aber auch mit unterschiedlichen Interpretationen bestimmter Merkmale
- LVI (Finnland): Spezifische XLSX Datei mit mehreren Arbeitsblättern, nicht notwendigerweise Deckungsgleich mit allen anderen ähnlichen Formaten, aber auch mit unterschiedlichen Interpretationen bestimmter Merkmale
- Van Marcke (Belgien): Spezifische XLSX Datei mit mehreren Arbeitsblättern, nicht notwendigerweise Deckungsgleich mit allen anderen ähnlichen Formaten, aber auch mit unterschiedlichen Interpretationen bestimmter Merkmale
und viele mehr. Das alles zu bedienen ist durch Manuel(le) Arbeit nahezu unmöglich, über entsprechende Systeme, welche die Daten in die richtigen Felder schreiben und die Inhalte je nach Format so aufbereiten, daß am Ende das rauskommt, was vom Empfänger verarbeitet wird, deutlich einfacher.
Wenn Sie sich im Datendschungel verloren fühlen, fragen Sie uns, wir helfen Ihnen sich zu orientieren und unterstützen die Datenbereitstellung für Ihre Kunden.
Elektronischer Datenaustausch Teil 3 - Formate BMEcat und FAB-DIS
Der BMEcat (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik-Katalog) ist ein halbwegs vereinheitlichtes Dateiformat, basierend auf XML Dateiausprägung.
Es gibt die Version 1.2 sowie die Version 2005, wobei es bei der Version 2005 mehrere Standarddefinitionen gibt. Sowohl bei Version 1.2 und bei 2005 existieren unzählige angepasste Versionen, die sich durch Umstellungen in der Datenstruktur, ergänzenden Feldern, anderen Feldrichtlinien etc. unterscheiden können.
Neben dem "Standard" BMEcat 2005 von 2004 ist am meisten gefragt, aber auch das ist branchenabhängig, der BMEcat 2005 nach ETIM Definition Version 4 bzw. Version 5.
Zusätzlich kann im Prinzip jeder mit der Grundlage des BMEcat eine eigene Version der Definition schaffen und somit den Formatwust weiter anheizen.
Abhängig vom Durchsetzungsvermögen und der Notwendigkeit, mit der entsprechenden Firma zusammen zu arbeiten, ergeben sich derzeit ca. 75 unterschiedliche Varianten des BMEcat 2005.
Eine Produktdarstellung im BMEcat kann zum Beispiel so aussehen:
Die technischen Daten hier sind nach ECLASS 12 ausgeprägt und sind so vergleichbar mit anderen Produkten der selben Produktgruppe.
Der wichtigste Punkt ist, daß im elektronischen Datenaustausch das Verständnis des Datensenders und des Datenkonsumenten über die Inhalte und deren Bedeutung übereinstimmen.
Das klappt am Besten, wenn man sich auf ein Format wie z. B. BMEcat und eine dazugehörige Klassifikation für technische Daten einigt, denn dann weiß jeder, welcher Eintrag was bedeuten soll.
Für den Laien steht als letztes Produktmerkmal (FEATURE) ein BAA039, was immer das auch sein mag. Schlagen wir in der Definition von ECLASS 12 nach, finden wir das hier:
Statt also max. Umgebungstemperatur als Merkmalsnamen zu verwenden, womit der Wert eindeutig beschrieben wird, verwendet die Klassifikation ECLASS 12 den Code BAA039. Deutlich kürzer und ebenso eindeutig, aber weniger fehlerträchtig als die obige Beschreibung.
Ein weiterer Vorteil der Verwendung des Codes BAA039 ist die Sprachneutralität. Verwende ich den Code, kann ich diese Ausgabe in alle Länder schicken, welche Daten von mir wollen, ohne diese übersetzen zu müssen. Das wiederum spart Zeit und Geld. In 99% der Fälle werden solche Inhalte beim Import in das Zielsystem direkt in die Felder des Zielsystems geschrieben, die eine Verbindung zu dem ECLASS Code haben. Kann auch sein, daß im Ziel ERP da nur "Environmental Temperature" steht, statt der Bezeichnung von oben. Solange dieses Feld mit dem ECLASS 12 Code BAA039 eine Beziehung hat, passt es.
Während der BMEcat auf das, zugegebenermaßen reichlich geschwätzige, XML Dateiformat setzt, ist FAB-DIS (FABricants-DIStributeurs) Excel-basierend.
Böse Zungen behaupten, statt XML ist FAB-DIS ein BMEcat als xlsx Datei. Das stimmt nicht ganz, aber wer einen kompletten BMEcat valide ausliefern kann, ist meistens schon recht gut vorbereitet für FAB-DIS. Die Merkmale sind identisch bzw. ähnlich, allerdings hat FAB-DIS einen größeren Informationsumfang als ein Standard BMEcat.
Auch hier, wie bei manch anderen Formaten, ist es so, daß der Abnehmerkreis deutlich kleiner ist als für BMEcat; aber es kann trotzdem nötig sein, dieses Format zu bedienen.
Elektronischer Datenaustausch Teil 2 - Formate allgemein
Kommen wir zu den Formaten und Unterschieden.
Derzeit am häufigsten angefragt werden kundenspezifische Exceldateien.
Die sind eine wahre Pest, denn jeder kann sich so seinen eigenen „Standard“ basteln, ohne Rücksicht darum, ob es in irgendeiner Art und Weise so wirklich sinnvoll ist und welche Arbeit er seinem Handelspartner damit aufbürdet.
Der Hersteller stellt fest, welcher, teilweise recht hohe, Aufwand mit der Bereitstellung verbunden ist und entscheidet nach der Umsatzerwartung, ob er die Daten liefert oder nicht.
Der Fehlen eines einheitlichen Standards trägt zur Zersplitterung bei und führt zu einer Prioritätensetzung, die kleinere Abnehmer oft von Datenlieferungen abschneidet.
Die „Standards“ unterscheiden sich nach Branchen und Ländern.
Während im deutschsprachigem Raum, aber nicht nur dort, der BMEcat in seinen zig Varianten fröhliche Urstände feiert, ist in Frankreich damit kein Blumentopf zu gewinnen, dort möchte man lieber die französische Eigenkreation FAB-DIS bekommen und in den Niederlanden möchte man lieber etmXchange, als den altehrwürdigen(?) BMEcat.
Noch älter, aber trotzdem nicht weniger beliebt scheint noch Datanorm 5 zu sein, wobei noch mehr auf DataNorm 4 setzen, dessen Wurzeln in den 80er des letzten Jahrhunderts liegen, also aus IT Sicht in der Bronzezeit.
Das Problem sind die Datenkonsumenten, die ihre Datenmodelle und IT Systeme nicht wirklich in die Neuzeit gebracht und an neue Anforderungen anpassten.
Wer heute noch mit jahrzehntealten Formaten und Klassifikationen seine Daten verarbeitet, ist noch lange nicht im Jetzt angekommen.
Dann wird es wirklich Zeit, etwas zu ändern.
Elektronischer Datenaustausch Teil 1 - Allgemein
Ein weites Feld.
Hier sprechen wir von mehr als einfach Excel Dateien durch die Gegend zu schubsen.
Müssen Sie Produktpreise und Produkteigenschaften Ihren Kunden bereitstellen?
Falls ja, lesen Sie weiter, ansonsten zählen Sie Ihr Geld im Geldspeicher, doch Vorsicht vor den Panzerknackern.
Das wirklich Traurige am elektronischen Datenaustausch ist, daß es zuviele Formate, Anforderungen, Sonderwünsche und Inhalte gibt, die benötigt werden.
Da verliert man gerne und leicht den Überblick.
Sollten Sie vor dieser Herausforderung stehen, und Sie können uns glauben, dass das eine echte Herausforderung ist, sollten Sie unbedingt weiterlesen.
Egal, was Ihnen jemand dazu sagt, wie einfach alles ist, oder dass es kein Problem ist, alles Quatsch.
Am Ende des Tages starten Sie, ob Sie es wollen oder nicht, ein Stammdatenqualitätsprojekt für Produktdaten. Und wenn das beendet ist, sind die ganzen Formate, Datenbereitstellungen usw. nur noch Abfallprodukte.
Warum ist das so? Weil Ihre Produktdaten am Ende so vollständig und qualitativ hochwertig und granular sein werden, daß Sie jede Anforderung eines Kunden ohne ins Schwitzen zu geraten in kurzer Zeit erfüllen können.
Der Weg dahin ist mit viel Arbeit, Frust und Ärger gepflastert, aber es lohnt sich.